Das “E” in ESG steht nicht nur für Energieeffizienz

 

In der EU-Taxonomie wurden in einem für die EU-Länder einheitlichen Kriterienkatalog Ziele für die Bewertung der Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen festgelegt. Die Europäische Union (EU) will bis zum Jahr 2050 zum ersten klimaneutralen Wirtschaftsraum der Welt werden.

Da die Immobilienbranche einen hohen Energieverbrauch im Bauen und in der Bewirtschaftung seiner Produkte - nämlich der Immobilie selbst - voraussetzt, trifft die ESG-Regulierung hier ökonomisch besonders stark. Mit dem Energieausweis, Smart Metering und weiteren Maßnahmen wurden bei Projektentwicklungen und Bestandsauffrischungen schon erste Schritte in Effizienzmessung erfüllt.

Nunmehr gilt es nach Messung auch effizienter zu werden und hierfür spielen die Begrifflichkeiten Recycling und Re-Use von Rohstoffen bzw. Baustoffen jeglicher Art eine Rolle. Mit Recycling ist in der Bauwirtschaft die Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien gemeint. Re-Use bedeutet im nachhaltigen Bauen, dass ganze Teile von Häusern, die zum Beispiel das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, bei Bedarf gereinigt und weiterverwendet werden.

Wie definiert die EU-Taxonomie Re-Use und Recycling

 

In der EU-Taxonomie des Official Journal of the European Union wurde am 22. Juni 2020 festgehalten, dass 50 % (entweder durch Gewicht oder Oberfläche des Gebäudes kalkuliert) einer Immobilie eine Kombination aus recyceltem, wiederverwendetem oder verantwortungsvoll bezogenen erneuerbaren Materialen bestehen soll. Davon sollen mindestens 15% re-used, 15% recycled und 20% in Mischung als Standardkomponenten angesetzt werden.

Was ist bisher geschehen und welche Fragen kommen logistisch auf uns zu

 

Laut Circular Berlin werden momentan zum Beispiel 6% der deutschen Gebäude mit Holzbauweise gebaut oder nachgerüstet. Laut einer Veröffentlichung des Umweltbundesamts vom 08.06.2021 wurden Stand 2010 in Deutschland bereits 28 Milliarden Tonnen Bauschutt erzeugt, die damals schon recycled werden konnten. Das klingt auf den ersten Blick vielversprechend. Doch wie werden die recycelbaren Baustoffe oder zum Beispiel eine wiederverwendbare Bauplatte von der Abrissstelle zur neuen Baustelle transportiert? Mit dem PKW, LKW oder sogar per Schiff? Denn das würde der ganzen Unternehmung doch einen Beigeschmack liefern. Oder soll es länderübergreifend Verteilungsstellen geben, die sich um eine einheitliche Registrierung und Vergabe von Baustoffen an Bauende kümmern? Wie wird dann aber sozial gerecht verteilt?

Wie gehen Kreditgeber mit nachhaltigem Bauen laut FinList um

 

Es gab bis 2022 wenige Kreditgeber wie die Berlin Hyp, die Pfandbriefbank oder ähnliche, die mit Green Bonds oder Loans das Recycling und den Re-Use von Baustoffen bereits in ihre Finanzierungsstrategie aufgenommen haben. Es werden aber laut der letzten monatlichen FinList-Rahmendatenabfrage im November deutlich mehr, die diese komponente für 2023 immer mehr in Ihre Bewertung einbeziehen, um nicht Gefahr zu laufen, sogenannte Stranded Assets (Immobilien deren Ertragskraft und/oder Marktwert unerwartet erheblich sinkt) im Portfolio aufgenommen zu haben.

Was würden Sie tun? Wie gehen Sie mit Recycling und Re-Use in Ihrem Unternehmen um? Was sagen Ihre Kreditgeber zum Thema nachhaltigem Bauen? Lassen Sie es uns gerne wissen!